Das Bendorfer Hedwig - Dransfeld - Haus
in den Jahren von 1980 bis 1996

Konflikt, Kontinuität und Neuanfang

Von Dieter Kittlauß


Zur Einführung und Vertiefung der Geschichte des Hedwig - Dransfeld - Hauses in Bendorf sei auf früher veröffentlichte Beiträge des Autors verwiesen:

Von der Villa Sayn - zum Hedwig-Dransfeld-Haus in Bendorf a.Rh.
Die Kapelle des Hedwig- Dransfeld-Hauses in Bendorf am Rhein
Dr. Charlotte (Lotte) Schiffler
In Erinnerung an Anneliese Debray


Dieser Beitrag ist in mehrere Themenbereiche aufgegliedert und setzt zeitlich bei dem Rücktritt von Anneliese Debray als Direktorin des Hedwig-Dransfeld-Hauses an.

Die für diesen Beitrag ausgewählten Fotos sind auch auf einer eigens angelegten Foto-Liste einzeln abzurufen.
alle im Text gezeigten kleine Fotos sind als kommentierte Großfotos abrufbar


Das Kuratorium als Impulsorgan und Scharnier zur Welt
15 Jahre Kuratorium des Hedwig - Dransfeld - Hauses

Auf den Mitgliederversammlungen des HDH e.V. im Januar 1980 und 1981 wurde in der Vereinssatzung die Bildung und Arbeit eines Kuratoriums festgeschrieben. Organe des Vereins sind nunmehr die Mitgliederversammlung, der Vorstand und das Kuratorium. In § 10 der neuen Satzung hieß es: "Aus einer Vorschlagsliste, die e.V. - Mitglieder und Mitarbeiterinnen des HDH erstellen, beruft der Vorstand das Kuratorium, das aus mindestens 6 Personen besteht, die so ausgewählt werden, dass die wichtigsten Arbeitsbereiche durch sie sachkundig vertreten sind. Das Kuratorium plant mit der Leitung und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses Ziele und Inhalte der Arbeit des HDH. Die Mitwirkung an der Durchführung der Maßnahmen und die Zusammenarbeit mit dem Vorstand regelt die Geschäftsordnung. Die Amtszeit der Mitglieder des Kuratoriums beträgt vier Jahre." Hinter der Idee des Kuratoriums stand nicht der Gedanke von Kontrolle und Reglementierung sondern die Vision einer möglichst weitflächigen geistigen Verankerung. Das HDH sollte mitten in der Welt stehen und seine Arbeit im Sinne des biblischen Kairos (= zeitgemäß) verrichten. Viele unterschiedliche Menschen sollten ihre Lebenserfahrung und Visionen einbringen. Dazu gehörte der Gedanke der christlichen Erneuerung und des interreligiösen Dialoges, der Einsatz für ein friedliches Zusammenleben der unterschiedlichen Nationen und Kulturen und die großen Überlebensfragen unserer Welt. Das HDH sollte vor Provinzialität und Engstirnigkeit bewahrt werden; mit einem Wort: aus christlichem Geist in unserer Zeit verwurzelt sein.

Entsprechend den Vorschlägen aus dem HDH erfolgte die Berufung der Mitglieder und am 27. September 1981 die konstituierende Sitzung des Kuratoriums. Interessant ist die Zusammensetzung des Gremiums, generationenmäßig, konfessionell und beruflich erstaunlich plural. Bemerkenswert war es auch, dass die Bildung des Kuratoriums gelang, obwohl gerade das Jahr 1981 durch den Wechsel in der Leitung des HDH mit vielen internen Konflikten enorm belastet war.

Das neue Kuratorium verabschiedete zunächst eine vorläufige Geschäftsordnung. Vorgesehen waren zwei Jahrestreffen im Sinne von Plenartagungen. Die einzelnen Mitglieder des Kuratoriums waren aufgerufen, zu den Mitarbeitern im HDH Kontakt aufzunehmen und sich in einzelne Sachgebiete konzentriert einzubringen. Eine der Plenartagungen sollte so terminiert sein, dass eine Beratung des kommenden Jahresplanes möglich war. Entsprechend dieser Geschäftsordnung wurden die beiden Vorsitzenden gewählt:

Herbert Scheffler wird erster Vorsitzender des neuen HDH - Kuratoriums Herbert Scheffler und Erika Hoß als seine Stellvertreterin. Ohne Funktion aber immer mit seiner großen spirituellen Menschlichkeit im Hintergrund war Ortgies Stakemann (), der leider viel zu früh verstarb. Große Verdienste erwarb sich auch von Anfang an Johannes Bortlisz, einer der wichtigsten Freunde und Impulsgeber des HDH.

Programmatisch formulierte Dieter Kittlauß: "Ich sehe zwei Aufgaben für das Kuratorium: Die geistige ‚Marschrichtung' im Sinne einer Gesamtorientierung und einzelne Schwerpunkte, die für die nächste Zukunft des HDH wichtig sind; als Modell einer Gliederung könnte gelten: politisch, religiös und sozial."

Dieter Kittlauß war es von Anfang an wichtig, dem Kuratorium eine noch breitere personelle Basis zu geben. Bei dem damaligen Vorstand fand er für dieses Anliegen ein offenes Ohr und tatkräftige Unterstützung. Deshalb erweiterte sich im Zeitraum von 1982 bis 1986 der Personenkreis des Kuratoriums beträchtlich.

In der personellen Erweiterung des Kuratorium spiegelten sich auch neue bzw. neu betonte Akzente wieder: politische Bildung und Erziehung zur Demokratie Umweltfragen, Soldatenwerkwochen, Ökumenischer und Interreligiöser Dialog, Öffnung der Internationalen Jugendarbeit nach Osteuropa.

In enger Abstimmung mit den Mitarbeiter -Innen brachte das Kuratorium regelmäßig inhaltliche Schwerpunktakzente ein und gestaltete vereinsinterne Weiterbildungen und Seminare. Immer ging es um die Frage, wie die reiche christliche Tradition hier und heute für unser Leben aufgeschlossen und verständlich gemacht werden kann.

Es konnten viele qualifizierte Referentinnen und Referenten gewonnen werden. Shalom Ben Chorin soll hier als Beispiel genannt werden. Dabei war neben der fachlichen Qualifizierung immer die "Fähigkeit zur Übersetzung in den Verstehenshorizont des gebildeten Menschen" wichtiges Merkmal. Im Rückblick erfüllt es mit Erstaunen, wie neben der Fülle von Aufgaben und Zielen (und dazu gehörten neben der alltäglichen Arbeit auch die ständigen baulichen Sanierungen und die Sorge um das finanzielle Überleben) Konzentration und Weitsicht auf zentrale Zukunftsfragen aufgebracht wurden. Ein besonderes Problem war die Bezahlung der Referenten. Das HDH hatte nicht die finanzielle Ausstattung einer kirchlichen Akademie. Umso erfreulicher war es, wie viel Entgegenkommen auch bei Honorarforderungen erlebt wurde.

1985 gab Herbert Scheffler den Vorsitz des Kuratoriums an Maria Abs aus Düsseldorf ab. In der Folgezeit entwickelten sich mehr und mehr kollektive Leitungsformen. Treibende Kraft war Johannes Bortlisz aus Hattingen. Ihm hat das HDH viele Impulse und Anregungen zu verdanken. Johannes Bortlisz beschreibt seine Motivation wie folgt: "Ich habe die Kuratoriumsarbeit immer auch als Ebene des Gedankenaustauschs nach den Fragen und Bedürfnissen der Menschen unserer Tage und der Suche nach den Möglichkeiten des HDH, diese Fragen zu beantworten, verstanden; last not least auch eine kritisch - konstruktive Begleitung dieser Arbeit."

hier weitere Fotos:
Aus einem Eucharistiegebet für Karfreitag:
Mitgliederliste des HDH - Kuratoriums Anfang der 80ger Jahre
Liste der wichtigsten Themen, die das Kuratorium einbrachte

Johannes Bortlisz - Porträt
Shalom Ben Chorin in Bendorf


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